“Ottensen bewegt“ Forderungen

19-10-30_Ottensen-macht-Platz_Zwischenfazit-und-Forderung-Politik_Ottensen-bewegt

(Stand: 30.10.2019)

Am 5.8.2019 wurde die Initiative „Ottensen bewegt“ von betroffenen Anwohnern, Gewerbetreibenden, Handwerkern, Ärzten und Ottensern mit Interesse für diesen Stadtteil konstituiert. Sprecher der Initiative sind Gisela Alberti als Repräsentantin der Anwohner und Anette Kaiser-Villnow als Repräsentantin der Gewerbetreibenden.

„Ottensen bewegt“ ist weder politisch noch ideologisch orientiert, sondern fordert im besten und wahrsten Sinne des Wortes Teilnahme und Mitsprache als direkt Betroffene. Bürgernähe und die verkehrspolitische Weiterentwicklung des Stadtteils sind der Initiative wichtig.

Die Initiative fordert (in Form dieses offenen Briefes):

Forderungen der Initiative „Ottensen bewegt“ (ALT)

An die Leitung des Bezirksamtes Altona,
an die Bezirkspolitikerinnen und -politiker aus Altona,

Sie haben am 28. März 2019 den Beschluss für ein Projekt gefasst, das auf große Bedenken bei Anwohnern und Gewerbetreibenden stößt – nicht zuletzt aufgrund der mangelhaften Information und Beteiligung.

– Das Konzept ist nicht durchdacht und einseitig Auto-fixiert. Sinnvoll ist stattdessen ein Mobilitätskonzept, das ganz Ottensen umfasst und alle Nutzer einbezieht: (Lasten)-Fahrräder, E-Roller, etc.

– Die beabsichtigten Regelungen bergen existenzielle Gefahren für das lokale Gewerbe.

– Die Anwohner werden in ihrer Alltagsbewältigung erheblich beeinträchtigt, obwohl sie nicht die Haupt-Verursacher der bestehenden Probleme sind.

– Die Lebensqualität der Anwohner wird sich verschlechtern, und nicht verbessern.

– Das Pilotquartier ist viel zu klein gewählt. Insbesondere der Durchgangsverkehr der umliegenden Straßen (Eulenstr., Keplerstr., …) wird nicht berücksichtigt. Zudem dürften die meisten parkenden Autos von Nicht-Anwohnern sein; es haben ja lt. Bezirksamt nur 27 % der Ottenser ein Auto.

Daher treten die Chancen des Projektes und ein möglicher Beitrag zu mehr Mobilität und Lebensqualität in Ottensen in den Hintergrund. Das Projekt soll doch positive Effekte für uns als Anwohner und Gewerbetreibende bringen. Bislang ist jedoch nicht zu erkennen, wie und wo die Ottenser davon wirklich profitieren.

Das geplante Pilotgebiet im Kern von Ottensen ist als Stadtteilzentrum ein gemischtes Quartier mit Wohnungen, Geschäften, Handwerksbetrieben, Gastronomie. Ärzten und mehr – und keine Innenstadt, die abends tot ist und daher belebt werden muss. Aufgrund des dörflichen Straßengrundrisses ist keine rückwärtige Erschließung mit Parkplätzen und Zugang zu den Geschäften vorhanden – anders als in anderen autofreien Quartieren oder etwa in der Neuen Großen Bergstraße. Ebenso vielfältig wie die Nutzungsstruktur sind die Mobilitätsansprüche der Fußgänger, ÖPNV-Nutzer, Fahrradfahrer, E-Scooter und Autofahrer (von Anwohnern über Kunden und Besucher, Beschäftigte, Gewerbetreibende bis zum Lieferverkehr).

Vor diesem Hintergrund fordert die Initiative „Ottensen bewegt“:

– Die Verschiebung des Projektbeginns bis alle ausreichend informiert sind, die Umsetzung der Forderungen sichergestellt ist und ein Konzept für die Evaluierung unter Beteiligung der Gewerbetreibenden und Anwohner vorliegt.

– Die Erarbeitung eines ganzheitlichen Mobilitätskonzepts für ganz Ottensen. Das Pilotprojekt darf nicht (noch mehr) zulasten der umliegenden Straßen führen. Statt „Niemand darf mit dem Auto rein, aber es gibt viele Ausnahmegenehmigungen, die nicht immer einfach zu definieren und vermutlich schwer zu kontrollieren sind“ ist es sinnvoller zu sagen „Es dürfen weiterhin alle rein, die Parkplätze werden jedoch reduziert und bewirtschaftet plus Anwohnerparken. An stark frequentierten Standorten werden die Fußwege verbreitert. Dazu gibt es Kurzparkzonen für Kunden und Lieferverkehr, die jedoch intensiver als heute kontrolliert werden.“

– Der Lieferverkehr muss zu den betriebsnotwendigen Zeiten sichergestellt werden. Insbesondere ist die Anfahrbarkeit der Apotheken bei Notdiensten zu gewährleisten, um deren staatlichen Versorgungsauftrag wahrzunehmen. Gleiches gilt für Pflegedienste, Bestattungsinstitute, u.Ä.

– Auch die ganztägige Anfahrbarkeit durch die Kunden ist für einige Geschäfte und Dienstleister betriebsnotwendig und somit existenziell. Hierfür sind Kurzparkzonen einzurichten, ggf. mit Bewirtschaftung.

– Das Parkhaus Ottensen im Piependreiherweg ist gleichberechtigt mit den anderen Parkhäusern aufzuführen. Für das Parkhaus sind funktionierende und gut ausgeschilderte Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten unerlässlich. Sollte die optionale Erweiterung der autofreien Bereiche kommen, ergäben sich insbesondere mit der Abfahrt große Probleme aufgrund der aktuellen und geplanten Baustellen in der Bahrenfelderstraße, die dann die einzige Abfahrtsmöglichkeit wäre. Die Streichung dieser Option ist ein Muss! Außerdem wäre eine Anpassung des Parkleitsystems, das damals das Parkhaus Ottensen mit Ikea gemeinsam finanziert hat, wichtig sowie die Koordinierung der Aktion mit den vielen geplanten Baustellen im unmittelbaren Umfeld.

– Zeitgleich mit einem autoarmen Quartier ist Anwohnerparken (Ottenser Hauptstr., Bahrenfelder Str., Keplerstr., Eulenstr., usw.) umzusetzen.

– In diesem Zusammenhang muss auch gelten, dass kommerzielle Anbieter von Fahrzeugen aller Art (u.a. E-Roller oder Car-Sharing Anbieter) kein Recht auf Gratis-Abstellflächen im öffentlichen Raum haben. Diese teilweise wild abgestellten Geräte und Fahrzeuge behindern und gefährden zunehmend Fußgänger, Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen, etc.

– Das Zufahrtsrecht sowie das kurzfristige Halten zum Be- und Entladen für Anwohner und Eigentümer im Projektgebiet sind ohne zeitliche Begrenzung zu gewährleisten. Dazu erhalten diese auf Anforderung Anliegerbescheinigungen, die sichtbar hinter der Windschutzscheibe platziert werden können.

– Zur Einhaltung der Nachtruhe darf es keine Verschiebung auf einen nächtlichen Lieferverkehr geben. Deshalb Begrenzung der Anlieferzeiten z.B. auf 7 – 14 Uhr.

– Das angepeilte „Flanierquartier“ darf kein „entgrenztes Szeneviertel“ werden. Daher muss Folgendes gewährleistet sein:

– Es werden durchgängig Kontrollen nicht nur der Autos, sondern auch der Radfahrer und E-Roller durchgeführt. Verstöße werden geahndet. Dies gilt insbesondere in der Fußgängerzone und auf Bürgersteigen.

– Ebenso werden durchgängig Kontrollen der Straßenmusik und nachts auch der Betriebe mit (Außen-)Gastronomie durchgeführt. Die Kontrollierenden und die Polizeibeamten sind dazu über die bestehenden Regeln / Vorschriften aufzuklären und haben diese umzusetzen.

– Verstöße werden geahndet, im Wiederholungsfalle werden Verstärker / Instrumente auch beschlagnahmt bzw. Konzessionen entzogen.

– Keine zusätzlichen Anreize, die das Cornern weiter befördern.

– Bestehende Flächen wie Spritzenplatz und Alma-Wartenberg-Platz müssen auch für kindgerechte Aktivitäten nutzbar sein.

– Ein transparentes Evaluationsverfahren, an dem die Betroffenen beteiligt sind.

Ein so verstandenes Konzept „Ottensen bewegt“ schafft mehr Raum für Aufenthalt, Begegnung und Bewegung, insbesondere an beengten und frequentierten Standorten. Das Konzept berücksichtigt dabei alle Nutzungen und Mobilitätsansprüche, anstatt ausschließlich auf „autofrei“ zu setzen. Es unterstützt somit die Nutzungsmischung und Lebendigkeit des Quartiers, anstatt Anwohner in ihrer Alltagsbewältigung zu behindern und Kleingewerbetreibende zu vertreiben.

(Stand: 15.8.2019)